Interview mit Prof. Hans K. Schlegel aus dem Jahr 2002
Was verbindet die Gruppe?
Zunächst ist es die örtliche Seite. Das Ganze heißt
„Kunst vor Ort“,
das heißt, im Gegensatz zum Zentrum der Stadt Stuttgart einerseits, pflegen wir das in den Stuttgarter Neckarorten. Das ist die eine Seite, und das Andere ist eben, dass wir als Gruppe eine „Mehrsprachlichkeit“ in der künstlerischen Aussage haben, und das eben auch ein Angebot ist im Ort. Weiter ist es so, dass wir diese Gemeinsamkeit auch in anderen Aktionen pflegen, und insofern auch gemeinsam etwas darstellen wollen.
Wie lange existiert die Ausstellergruppe?
Es geht in die fünfziger Jahre zurück. Das heißt, wir werden im kommenden Jahr das fünfzigste Jubiläum haben, und das ist etwas Besonderes, weil auch eine feste Einrichtung im Kulturangebot dieser Stadt da ist, und wir strahlen in der Zwischenzeit auch weit über den Ort hinaus, wie das übrigens auch andere, in der Musik zum Beispiel, tun. Damit sind wir auch zu einem neuen Zentrum geworden, das auch Kontinuität hat.
Welche Aktionen unternimmt die Gruppe?
Zunächst ist es einfach so, dass wir jährlich einmal eine Ausstellung machen, und die ist in der Regel im November, kurz vor Weihnachten. Das weiß man auch. Dazu gibt es auch Plakate, Leporellos, und zur Eröffnung eine Auktion. Das ist auch ein Faktor, der die Leute herzieht, der die Sache interessant macht. Begleitet wird diese Ausstellungs-Eröffnung durch musikalische Beiträge und Ansprachen. Auch bestehen Kontakte zur Kulturbehörde der Stadt Stuttgart, so dass wir das als festen Teil haben. Natürlich gehen wir ab und zu auch vor die Tore der Stadt hinaus, haben da und dort schon Ausstellungen gemacht, sowie gemeinsame Ausflüge, damit man gegenseitig sich kennenlernt, und auch mal über andere Dinge spricht. Das ist so im Wesentlichen der Generaltenor für das
was wir tun.
Was charakterisiert die Künstlergruppe im Besonderen?
Der Raum, den wir von Seiten der Stadt Stuttgart angeboten bekommen, hat eine Größe, die uns erlaubt, nicht mehr als etwa fünfzehn Teilnehmer, Künstlerinnen und Künstler zu nehmen. Das ist ein äußerer Rahmen, der uns gesetzt ist. Durch Kommen und Gehen variiert natürlich die Zusammensetzung der Gruppe, und es ist immer eine gegenseitige Abstimmung, wer zu uns passt, und wer auch bereit ist, die Dinge mit zu tragen. Wenn wir auch fragen „was ist ein bisschen das Besondere?“ – jeder malt wie er denkt – versuchen wir doch an einer Stelle etwas Gemeinsames, zum Beispiel mit einem gemeinsamen Thema, herauszuarbeiten. Das wird dann auch in der Auktion sichtbar. Das ist für den Betrachter wahnsinnig interessant, einfach zu sehen, wie sieht denn Einer, der mehr aus dem naturalen Bereich kommt, wie sieht der beispielsweise das Thema „Dialog“, im Gegensatz zu Einem, der das mehr über reine Formen oder Farben ausdrückt. Diese Mehrsprachlichkeit im Sinne einer Antwort auf ein gestelltes Thema ist etwas Besonderes, das wir anbieten können.
Was gibt es über die alljährliche Ausstellung zu sagen?
Wir geben das durch Plakate bekannt, und auch durch Leporellos, und in diesen Leporellos sind zugleich auch die Auktionsbilder enthalten, damit man schon mal sieht, wie der Eine dieses Thema sieht oder eben nicht sieht. Das wird auch im Rahmen dieser Ausstellungseröffnungen im Besonderen angesprochen, so dass auch die Eröffnung ein wesentlicher Bestandteil unserer Ausstellung ausmacht. Ich denke, wenn wir von dieser Seite her die Dinge betrachten, was uns charakterisiert, dann sind es eben diese jährlichen Ausstellungen, diese in Verbindung mit Auktionen, und auch jeweils mit einem gestellten Thema.
Hat die Ausstellung ein besonderes Rahmenprogramm?
Wir überlassen es dem Einzelnen, was er in die Ausstellung bringt, was ihn beschäftigt. Darüber hinaus aber legen wir gemeinsam immer ein Thema für die Auktionsbeispiele fest. Das ist vom Betrachter her interessant, weil dieser dann wieder vergleichen kann, wie sieht ein Realist in Vergleich zu einem Formalisten, wie sehen diese beiden Dinge aus, und, was vielleicht bemerkenswert ist, dass wir auch über eine Lesung, in diesem Fall mit Professor Wolfgang Höper, die Thematik bereichern. Er macht sich die Mühe, jedes Jahr auch auf unsere Themen literarisch einzugehen. Das ist eine Veranstaltung inmitten unserer Bilder, und das ist auch ein alljährliches interessantes Thema, wo auch Leute von außerhalb herkommen.
Müssen sich die Ausstellungen selbst finanzieren?
Wenn die Mitglieder der Gruppe nicht bereit wären, ihre Arbeit im Rahmen dieser Auktionen zur Verfügung zu stellen, wäre die Durchführung einer solchen Ausstellung nicht möglich. Die Zuwendungen vom Kulturamt der Stadt Stuttgart sind zwar da, reichen aber bei Weitem nicht aus, das abzudecken, was wir eigentlich wollen. Einerseits sind wir dankbar darüber, für alles was wir bekommen, aber ohne das Engagement der Kolleginnen und Kollegen wäre eine solche Kulturarbeit vor Ort nicht denkbar. Deshalb hoffe ich, dass wir auch zukünftig, insbesondere auf unser fünfzigstes Jubiläum hin gesehen, Stellen bekommen, die uns etwas unter die Arme greifen, damit wir hier etwas Gutes bewirken können.